„Grauer-Star“-Operationen:
Folgezustände aus rein optischer Sicht
oder
Müssen Gleitsichtbrillen danach zwangsläufig getragen werden ?
Vorbemerkung:
• Ich lege Wert auf die Tatsache, daß hiermit ein Überblick für den Laien gegeben werden soll
• Insofern sind meine Darlegungen auch dem entsprechend abgefasst
• Alle Aussagen werden gemäß meiner Vereidigung neutral und unabhängig getätigt
• Sie stellen keinerlei Aussagen jedweder medizinischer oder juristischer Art dar, hierfür befragen Sie bitte den Arzt oder Juristen Ihres Vertrauens
Der „Graue Star“ - Worum es überhaupt geht
Als grauen Star bezeichnet man eine Eintrübung der im Auge befindlichen, natürlichen Linse. Diese Eintrübung hat bei fortschreitender Entwicklung ein schlechtes Sehen zu Folge. Mit der Diagnose seitens eines Arztes der Augenheilkunde folgt i.d. R. der Hinweis auf die Möglichkeit einer sogenannten Cataract-Operation, d.h. die natürliche Linse wird entfernt und eine künstliche -diesmal „wasserklare“- Linse wird eingesetzt.
Somit wird ein klares Sehen wieder ermöglicht.
Die häufig gestellte Frage
"Wann ist es sinnvoll nach der Cataract-Operation eine Brille zu fertigen ?"
beantwortet Ihnen -bitte- ausschließlich der Augenarzt bzw. die Augenärztin.
Hintergrund: Das Auge unterliegt infolge des Eingriffs noch starken Schwankungen. Der genaue Termin zur "Freigabe" einer Brillenanfertigung erfolgt -wie gesagt- ärztlicherseits ! Erfahrungsgemäß sollten aber nach der Operation i.d.R. ca. 4 Wochen als Wartezeit eingeplant werden.
Folgezustände aus rein optischer Sicht
Die erfolgreich eingesetzte künstliche Linse versetzt das Auge wieder in die Lage eine Abbildung auf der Netzhaut ohne störende Eintrübungen zu erreichen. Gewollt ist meistens, eine deutliche Abbildung aus der Ferne zu erhalten, sodaß im Idealfalle keine optische Korrektur für die Ferne (!) vonnöten ist.
Dieses bedingt jedoch nicht, daß keine Brille mehr getragen werden muss, denn
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ist der Folgezustand „absolut keine Wirkung für die Ferne“ nur sehr selten
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unterliegen die Augen auch weiterhin natürlichen Schwankungen, sodaß auch in Zukunft die benötigten Korrekturen immer mal wieder angepasst werden müssen
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haben die Augen nunmehr durch das Einsetzen der künstlichen Linse die ursprüngliche Fähigkeit verloren, sich auf nahe Distanzen einzustellen*
*Hintergrund zu 3:
Die entfernte Linse konnte über ein Muskelsystem auf natürlichem Wege gekrümmt werden, sodaß man sich -unbemerkt- auf alle Distanzen einstellen konnte und so wie in jungen Jahren in allen Bereichen deutlich sah. Die neue Linse kann dieses jedoch nicht, sie ist hart und nicht verformbar. Insofern wird also entweder eine nunmehr neue, oder aber weiterhin entsprechende Korrektur(en) für die Nahbereiche benötigt.
Da die Flexibilität der neuen Linse jedoch gleich Null ist, läßt sich mit einer einzelnen Korrektur für die Nähe -die klassische Einstärken-Lesebrille- nur eine Distanz korrigieren, und das mit sehr geringem Schärfentiefe-Bereich.
Hier stellen die Träger dann fest, daß beispielsweise auf 40cm Leseabstand alles wunderbar deutlich ist, jedoch 10cm weiter hinten oder vorne alles schon unscharf wird. Das Lesen einer auf dem Tisch liegenden Tageszeitung ist ohne Nachführung des Kopfes -nach vorne oder hinten- nicht möglich.
Ist nunmehr der Anspruch des Operierten derart, daß er alle Bereiche von der Ferne bis in die Nähe deutlich sehen möchte, so benötigt er infolge der Ihnen nun bekannten, geringen Schärfentiefe entweder
1. mehrere Lesebrillen – für jede Distanz eine gesonderte Stärke, welche dann auch immer und stetig gewechselt werden muss, oder
2. eine sogenannte Gleitsichtbrille*, welche im fließenden Übergang gleich alle Stärken aufweist und somit ohne Brillenwechsel deutliches Sehen in allen Bereichen ermöglicht (auch die liegende Tageszeitung lässt sich ohne Vor- oder Zurückbeugung des Körpers von oben bis unten deutlich lesen)
*Punkt 2 gilt auch für den Idealzustand „keine Korrektur in der Ferne vonnöten“, hier wird eben „nur“ keine Wirkungsstärke eingesetzt.
Weitere Möglichkeiten
Bei den neuen Linsen handelt es sich um sogenannte Mehrstärkenlinsen, d.h. sie haben unterschiedliche Wirkungszonen zur Abdeckung auch des Nahbereiches.
Folgen u.a.: Egal wohin Sie schauen, Sie haben immer eine deutliche und gleichzeitig immer eine undeutliche, weitere (!) Abbildung auf der Netzhaut.
Dieser Zustand ist gewollt, da die Linse ja nicht „wissen“ kann wohin Sie gerade schauen. Somit müssen immer alle Stärken gleichzeitig vorherrschen und dieses führt i.d.R. zumindest zu starkem Kontrastverlust, ferner zu erheblichen weiteren Problemen.
Auch ist mindestens eine zusätzliche Lesebrille (trotz Mehrstärkenlinse !) zur Erreichnung optimalen Sehens in der Nähe erfahrungsgemäß keine Seltenheit.
Meist werden aber doch wieder Gleitsichtgläser benötigt, da der Wert in der Ferne "Null" insbesondere bei Hornhautverkrümmungen nicht oder zumeist nur unvollständig korrigiert werden kann. Alles trotz Mehrstärkenlinse............
Legt der Kunde KEINEN (!) Wert auf optimales Sehen -und möchte unbedingt von seiner Brille weg- so sind Mehrstärkenlinsen eine Alternative, allerdings mit sehr geringer Chance. Das Doppelbild bleibt Ihnen nämlich auch im bestmöglichsten Erfolgsfall erhalten.
Ein Auge wird bei der Operation auf die Ferne bestmöglichst korrigiert, dass andere Auge auf einen Nahbereichsabstand.
Folgen (u.a.):
• Das Schärfentiefe-Problem in der Nähe bleibt Ihnen weiterhin erhalten
• Das räumliche Sehen (Distanzerkennung) ist stark eingeschränkt
• Das Gehirn muss sich daran gewöhnen das schlechtere Bild des anderen Auges zu unterdrücken -je nachdem wohin Sie schauen-
• Zur Wiedererlangung optimalen Sehens mit beiden Augen sind Brillenstärken mit großem Stärkenunterschied Rechts zu Links erforderlich. Wird dieser Unterschied zu groß (fachl. Anisometropie bzw. als Folge Aniseikonie bezeichnet), kann das Sehzentrum trotz deutlicher Abbildung die Bilder beider Augen nicht mehr zusammenführen/fusionieren.
Unmögliches, oder: Alltägliche Kundenaussagen als Beispiele
Immer wieder kommen Kunden vor einer „Grauer Star“ - Operation zu Ihrem Augenoptiker und erzählen folgendes:
• Kunde: „Ich werde bald operiert, danach brauche ich keine Brille mehr, allenfalls eine Lesebrille, wenn überhaupt !“
Sofern der Idealfall eintritt und Sie tatsächlich absolut keine Stärke mehr für die Ferne benötigen sollten (sehr selten), und es Ihnen ausreicht nur einen sehr geringen Schärfentiefebereich in der Nähe zu haben, ist das in Ordnung.
Die Lesebrille ist Ihnen aber 100%ig sicher.
• Kunde: „Ich werde bald operiert, dann brauche ich keine Brille mehr, ich wollte mich bei Ihnen schon mal verabschieden.......“
Diskutieren bringt da wenig, es denkt sich dann der Optiker: „Dann warten Sie mal bis nach der Operation........“
• Kunde: „Nach meiner Grauen-Star-Operation brauche ich nur noch einmal eine neue Brille, die Stärken können sich ja durch die Linse nicht mehr ändern.“
Auch nicht richtig: Ihre Linse ändert sich zwar nicht mehr, aber das lebende Auge besteht auch nicht nur aus der Linse. Es können und werden sich die Stärken erfahrungsgemäß auch weiterhin ändern.
Ich persönlich weiss nicht, ob es sich bei den Kundenaussagen nur um Wunschdenken handelt, oder aber durch geschickte Argumentation derartiges vermittelt wurde.....(im Internet kursiert ja auch so einiges).
Aber eines ist sicher: Die Augenoptik wird durch eine erfolgte „Graue-Star“-Operation keinesfalles arbeitslos.