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Augen auf beim Brillenkauf
1.Sehtest
Der Stern: „Zunächst prüft der Optiker anhand von Leuchttafeln, wie gut Sie in der Ferne und Nähe schauen können. Mithilfe des Phoropters,........, werden Ihre genauen Werte und die dazu passenden Korrekturgläser bestimmt. Ganz ohne Ihr Zutun erfolgt am Ende die Berechnung der Lichtbrechung im Auge. Dazu genügt ein kurzer Blick in ein sogenanntes Refraktometer.“
Klarstellung hierzu in Kurzform:
Das ist leider grob falsch. Zunächst kann man (zur groben Vormessung) einen sogenannten Autorefraktometer benutzen. Wer allerdings diese Werte schon als Grundlage für die Brillenfertigung verwendet......
begeht einen der schlimmsten Fehler in der Branche.
Zwingend erforderlich ist eine sogenannte subjektive Refraktionsbestimmung (nur vom Meister persönlich!) welche unter Befragung -sprich: Mitwirkung- des Kunden mit System zu einem verwendbaren Ergebnis/den richtigen Brillenglasstärken kommt. Diese gemessenen Optimalstärken sind nachfolgend auf die sog. Korrektionsebene des Brillenglases in der gewählten Fassung noch umzurechen. (Was die reinen Internet-Versender übrigens gar nicht vornehmen können.)
2.Bedarfsanalyse
Der Stern: "Benötigen Sie eine spezielle Arbeitsplatzbrille ? Soll Ihnen die Brille auch beim Autofahren oder nachts helfen ? Oder genügt Ihnen eine reine Lesebrille ? Von diesen Faktoren hängt ab, welches Glas für Sie ideal ist. Lassen Sie sich die Vor- und Nachteile verschiedener Modelle genau erklären."
Klarstellung hierzu in Kurzform:
Eine individuelle Bedarfsanalyse kann in der Kundenberatung ca. 1-2 Std. Zeit (und länger) in Anspruch nehmen.
Wie sonst soll der Optiker wissen, was Sie tatsächlich benötigen ?
Die Erklärung der Vor- und Nachteile haben zwangsläufig zu erfolgen. Tätigkeit und Einsatzgebiete sind hierbei nur ein Aspekt von sehr, sehr vielen. Zu viel......um alles hier aufzuführen.
3.Die richtige Fassung
Den Stern-Text lasse ich raus. Ist Ansichts- und/oder Geschmackssache, wie immer.
4. Endkontrolle
Der Stern: „Das optische Zentrum der Gläser muss genau vor Ihrer Pupillenmitte liegen. Dabei kommt es auf Millimeter an. Diese Zentrierung muss der Optiker beim Anpassen der fertigen Brille vornehmen.“
Klarstellung hierzu in Kurzform:
Das optische Zentrum der Gläser darf keinesfalls immer (!) vor der Pupillenmitte liegen, insbesondere bei sogenannten aspärischen Gläsern (hier gilt eine andere Höhenregel), ferner ist die gewollte Verlagerung des optischen Mittelpunktes beim Ausgleich von Schielwinkelstellungen sogar ein absolutes MUSS.
DIE BESTIMMUNG DER KORREKTEN ZENTRIERUNG MUSS DER OPTIKER MIT VORANGEPASSTER BRIILE (!), also vor Einarbeitung der Brillengläser vornehmen. Es kommt sogar auf Zehntelmillimeter an. (Auch eine Tätigkeit, welches der reine Internet-Brillenversender nicht bewerkstelligen kann.) Bei der Abgabe der fertigen Brille hat der Optiker die korrekte Zentrierung bei optimalem Sitz der Fassung nochmals zu kontrollieren.
(Auch eine Tätigkeit, ….Sie wissen schon...)
5. Belege
Der Stern: "Achten Sie darauf, dass Sie mit der fertigen Brille auch die exakten Unterlagen erhalten. Dazu gehört der Brillenpass, in dem neben den Angaben über Ihre Sehstärke auch Informationen über die Fassung und das Ausfertigungsdatum vermerkt sind. Bestehen Sie auf Transparenz, und lassen Sie sich den Hersteller und die exakte Bezeichnung der eingebauten Gläser schriftlich geben. Dieses machen Optiker nicht automatisch."
Klarstellung hierzu in Kurzform:
Der Erhalt exakter Unterlagen dürfte wohl selbstverständlich sein. Ein Brillenpass dient Ihnen übrigens zum Vergleich der Stärkenentwicklung im Laufe der Jahre. Vielmehr eigentlich nicht. Das Wissen um den Glashersteller und die genaue Produktbezeichnung dient Ihnen zur Kontrolle, ob das besprochene Produkt auch auf Ihren Papieren steht.
Kontrollieren können Sie dieses selber letztendlich jedoch nicht. Das kann nur der Fachmann/die Fachfrau. (Bei Gleitsichtgläsern haben Sie nämlich die "Auswahl" von 1200 unterschiedlichen Gravuren.) Nur in ganz seltenen Fällen ist dieses nicht der Fall.
Die Branche ist sehr ehrlich.
Sonstiges
Der Stern: „Der Kunde soll den Durchblick verlieren. Preisschilder kleben die Optiker deshalb immer nur auf Fassungen.“ Das dürfte -meiner Ansicht nach- wohl rein populistischer Art gemeint sein.
Überlegen wir mal:
Die Brillengläser müssen ja noch (zumeist) angefertigt werden. Alleine bei Gleitsichtgläsern haben die Optiker eine Auswahl von ca.1200 (!) unterschiedlichen Produkten. Bei unterschiedlichen Stärken, Beschichtungen, Filterwirkungen, Durchmessern, Fertigungsparametern etc. stellt die Forderung zum Auspreisen körperlich nicht vorrätiger Ware schon eine „Herausforderung“ dar.
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